Nigeria – Einmal reicht
Diesmal: Eine Abrechnung.
27.07.2019 – 04.08.2019
Ach Nigeria. Du hässliches Stück. Du wunderschönes Stück. Du anstrengendes Stück. Niemand, der hier durchfährt und wieder rauskommt, wird sich gleichgültig zeigen ob der erlebten Extreme. Und dabei war es gar nicht so schlimm, wie befürchtet. Aber das ist ja eigentlich immer so, gerade in Afrika. Doch der Reihe nach.
Wer sich für den Visakram interessiert, kann gerne hier nachschauen, für alle anderen die Kurzform: es ist einfach nur sackteuer. Vor allem für ein Land, welches man auf kürzestem Weg durchqueren wird. Das ganze Rumgeheule über ‘was ach so Schlimmes alles in Afrika passieren kann’, ist hier wirklich real. Und wir reden nicht über Boko Haram im Norden (fährt man halt einfach nicht hin), sondern den Wirtschaftszweig Kidnapping und Raubüberfälle, der sich in einem destabilen Land wie Nigeria prächtig entwickeln kann. Ein Weißer kostet wohl um die 40.000 Euro Lösegeld. Einheimische sind billiger. Erzählt man sich.
Lagos
Von der Sicherheitsproblematik abgesehen, gibt es nach 10 Monaten Westafrika auch keinen wirklichen Grund, länger in Nigeria als nötig zu sein. Alles schon gesehen. Es gibt nur noch mehr Abfuck. Man stelle sich doch mal die Metropole Lagos vor, in der es quasi kein Stromnetz gibt. Ist ja auch kein Problem. Sprit ist billig, da betreibt halt jeder seinen Generator. Müll. Ach ja, alles schon gesehen, aber Lagos setzt noch einen drauf. Man weiß nicht was zuerst da war – Straße oder Müllkippe. Oder, ob man überhaupt in dieser Trennung denken sollte. Geisterfahrer gibts nicht, weil Straßen grundsätzlich in alle Richtungen zu befahren sind. Die allgemein anzufindende Unfähigkeit der Leute in jeder kleinen Begebenheit wird auch hier noch einmal in seiner anstrengendsten Form zelebriert. Jede Nervigkeit aus anderen afrikanischen Ländern und Städten scheint sich gepaart zu haben und deren Kinder haben eine Familie namens Lagos gegründet.
Quizfrage: Wieviele Leute müssen in einem Supermarkt arbeiten, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten? Egal was die Antwort: Falsch. Richtige Antwort: Es müssen immer mehr Angestellte als Kunden im Laden sein. Und möglichst oft im Weg rumstehen. Und generell nicht wissen, ob sie gerade im Supermarkt oder beim Friseur arbeiten. Ist aber auch egal. Ist ja nicht so, dass es Einstellungsvorraussetzungen für irgendwas hier gibt. Mit der Einschätzung kann ich natürlich falsch liegen, aber mehr als die Fähigkeit, nen Stift halten zu können, kanns eigentlich in keinem Fall sein. Ja, sobald man hier was will und erledigen muss, wird es nervig und unnützerweise anstregend. Ein kleines Beispiel? Für Nigeria dachten wir uns, die paar Nächte in dem Land gehen wir ins Hotel. Sicher ist sicher. In ausnahmslos jedem Hotel erschien es dem Personal absolut unlogisch, in einem Zimmer für zwei Personen, zwei Handtücher bereitzustellen. Es gibt immer nur eins pro Zimmer. Egal wie viele Leute darin schlafen. Nach einigem Rumdiskutieren, gibts dann irgendwann auch ein zweites – aber was? Das soll auch noch trocken und sauber sein? Verständnislose Gesichter schauen einen an. Da fällt einem irgendwann nichts mehr ein. Genug aufgeregt, der Erinnerungspuls steigt schon wieder.
Mal beruhigen
Genug gehasst, mal nen Gang zurückschalten. Auf so ner 10 Monatigen Westafrikareise staut sich natürlich so einiges auf. Auffällig ist halt, dass wirklich viel sehr gleich ist seit dem Senegal. Das Angenehme wie das Nervige. Im Vergleich zu einer Südamerikareise überwiegt in Westafrika aber das Beschissene, wenn man mal ehrlich ist. Ist halt keine Karibikkreuzfahrt. Und sollte dementsprechend auch nicht als solche beschrieben werden.
So, und hier gibts einfach mal n Cliffhanger. Weil, Nigeria ist tatsächlich nicht nur anstrengend und nervig. Die Leute sind überwiegend nett und es gibt fette Landschaften zu sehen. Doch dazu mehr beim nächsten Mal.
Die Bilder gibts wie imer hier. Die gefahrene Route hier und die Infos zum Nigeriavisum gibts hier.
6 Gedanken zu „Nigeria – Einmal reicht“
😉 😉 ;-))))))
Da bekommt man ja das kalte Grausen!
Bleiben die LKW´s etwa liegen und man wartet, bis sie sich in Luft auflösen?
Das muss man nicht wissen wollen, oder ?
Gut, dass ihr da durch seit und wir euch nicht auslösen mussten 🙂
Danke für Eure Berichte, mir gefällt sowohl Inhalt als auch Schreibstil…..ehrlich und nachvollziehbar. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wenn diese Menschen mit ihren Wert-und Kulturvorstellungen in den Westen aufbrechen.
In my opinion, this is a myopic and lopsided version of Nigeria. Writer makes efforts to focus on shitty version of country when like all other countries of the world, there are very beautiful aspects to the country’s makeup. Sad and disappointing to say the least!
Perhaps.
What is written here is not the “shitty version” of your country, it’s what we experienced. I don’t know if there is truly a non shitty version of this since Nigeria is by no means “like any other country in the world” but I gave it a try in the second Nigeria Post. Have a read!