Kamerun

Kamerun

04.08.2019 – 23.08.2019

Diesmal: Das Auto fährt auch mit Benzin.

Nigeria überstanden! War ja sogar fast angenehm. Die großartigen Graslandschaften des nigerianischen Ostens setzen sich dann auch im Westen Kameruns fort und so können wir uns noch ein wenig an den grünen Hügeln und den sich entlangschlängelden Pisten erfreuen. Wie ausm Bilderbuch. Eigentlich wollten wir ja zum Mount Cameroon in den Südwesten fahren, höchster Berg Westafrikas und so. Das wurde natürlich nix, aufgrund der momentanen politischen Lage (Anglophone Krise). Von Milizen durchgesetzte Ausgangssperren und Raubüberfälle stehen nicht besonders weit oben auf unserer Must-do-Liste. Aber der Nordwesten überraschte auch erstmal mit seiner ursprünglichen Schönheit. Und Straßen aus der Hölle. Und Diesel, der kein Diesel war.

Der Reihe nach: Die erste „Stadt“ nach der Grenze war Banyo. Spanisch „das Klo“. Wie treffend. Es gibt keine Tanke, nur Benzin am Straßenrand aus Kanistern. Irgendjemand hat auch Diesel. 20 Liter getankt und ab nach Süden! Die Straßenverhältnisse altbekannt: Rote Erde, Schlaglöcher wie n Swimmingpool, wo man nur hinschaut, und alles im Regen. Geschwindigkeit: 15km/h. Es knarzt, ächzt und knallt alle paar Meter. Irgendwann gesellt sich zu dieser Sinfonie eine neue Melodie. Die Karre fängt an zu spucken, kommt dabei kaum die Hügel hoch und geht dann auch mal aus. Derb gestreckten Diesel hatten wir ja schon n paarmal gekauft, aber so krass war es bisher noch nicht. Nach 80 Kilometern tauchte dann unerwartet ne richtige Tanke auf. Da mir das überhaupt nichts war, mit diesem stotternden Motor, lautete die Devise, Tank komplett entleeren und mit ordentlichem Diesel befüllen. Dabei stellt sich dann raus, dass der Diesel, den wir vorher gekauft hatten, mit Benzin gemixt war.. Ist ja auch logisch, wenn Benzin billiger ist als Diesel. Naja, jetzt wissen wir, dass man so einiges in die Karre kippen kann und sie immer noch fährt. Nächstes mal versuchen wir es direkt mit billigem Whiskey.

Frisch betank gings dann weiter bis Douala. Hafenstadt und heimliche Hauptstadt Kameruns. Was ein Drecksloch. Mit sehr einladenden Zugangs“straßen“. Abwasserkanäle gibts nicht und so erinnern die ersten Momente hier eher an eine Bootsfahrt im Moor, als an eine Großstadt. Eigentlich wollten wir uns hier nur das Visum für den Kongo holen (den Großen, den mit Ebola) und dann schnell weiter.

Sieben Tage später. Immer noch Douala. Der Puls steigt. Seit sieben Tagen. Es ging schon damit los, dass wir uns am ersten Tag aus dem Auto ausgeschlossen haben und die Öffnungsaktion in einer Katastrophe für die Tür geendet hat. Danach haben wir, bei der Suche nach nem Schlafplatz, eine der unzähligen, tief über der Straße hängenden Elektroleitungen mit dem Auto gekappt. Eigentlich ein Wunder, dass das jetzt erst passiert. Das endete dann wieder in Rumgeschreie mit irgendwelchen Einheimischen im Regen. Währenddessen regnet es durch die geschlossene, aufgebrochene Seitentür herein.

Am nächsten Tag stellte sich dann raus, dass wir uns zwei Blattfederlagen gebrochen haben. Und die Radlager der Hinterachse durch waren. Na Top, ne Werkstatt in Westafrika suchen. Große Freude. Wenigstens haben wir dann auch eine gefunden, wo wir direkt auf dem Werkstattgelände im Auto pennen konnten. War ganz gut, weil mal wieder irgend n Feiertag und Wochenende war, und daher die Arbeiten sowieso erst in ein paar Tagen beginnen konnten. Theoretisch auch schon früher, nur haben wir das dezent verpeilt, nachdem wir mit einem der Werkstattmenschen ein kleines Bier in so ziemlich jeder Bar und jedem Club Doualas getrunken hatten… Doch gar nicht so schlecht hier.

Long story short: wir konnten dann auch mal irgendwann weiterfahren, schön die Küste runter, den Palmen entgegen. Und was für ein Paradies, südlich von Kribi! Urwald trifft auf Meer.

Hier lässt es sich aushalten. Aber mal schauen wie lange noch. Im Hinterland sind die Inder ganz groß dabei, den Urwald abzuholzen und in ein paar Jahren wird hier wohl Kahlschlag angesagt sein. Hauptsache ne ordentliche Schrankwand. Naja, die Einheimischen sind auch nicht viel besser mit ihren Holzkohleöfen im Erdhügel im Wald. Alles schwindet.

Und ansonsten? Landschaft grandios, Leute eher so semi. Den Häusern und dem Bierkonsum nach zu urteilen, gibts hier gut Geld (mehr als im Nordwesten), was die Leute aber immer noch nicht davon abhält, dir deins abziehen zu wollen. Da stehste schon gefühlt im Urwald in Nirgendwo und dennoch kommt irgendwann irgendwer vorbei, der natürlich der Chef des Ganzen ist (is klar, und ich bin der König von Sachsen) und jetzt seinen Teil haben will. Für was? Keiner weiß es. Es nervt einfach nur. In Afrika lernt man, dass Gastfreundschaft keine universelle Tugend ist. Und hier, gemessen an der Menge an Leute die hier leben, nicht vorhanden ist.

Ach ja, eigentlich wollten wir ja von Kamern aus nach Gabun fahren. Gorillas gucken und so. Wir waren vorher schon skeptisch, weil Gabun das wohl ganz schön ausschlachtet und das schon wieder in Touriabzocke mutiert. Das schöne am mit-dem-Auto-Reisen ist ja, dass man auch einfach woanders hinfahren kann. Mussten wir dann auch. An der gabunischen Grenze wurden wir nicht reingelassen, weil wir kein Visum hatten. Logisch, aber wir sind davon ausgegangen, dass man es auch an der Grenze bekommt. Nix is. Es gab auch kein Bestechungsangebot, welches man hätte wahrnehmen können. Einfach Nein. Nagut, dann halt nicht, fahren wir direkt in den Kongo (den kleinen, ohne Ebola). Die Fahrt dahin war auch pfoll schön. Nochmal, zum letzten Mal richtig dichten, hochgewachsenen Urwald, der nicht durch eine Teerstraße gestört wurde. Ein Traum in Rot und Grün.

Infos zum Grenzübergang und zum Visa gibts hier. Die gefahrene Route könnt ihr hier nachvollziehen. Mehr Bilder gibts wie immer hier.

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