Namibia IV – Swakopmund und Sandwich Harbour
21.12.2019 – 29.12.2019
Diesmal: Kleines Déjà-vu? Wir sind wieder zwischen Dünen und Meer unterwegs!
Swakopmund
Nochmal ein paar Worte zu Swakopmund. Auf der bisherigen Reise haben wir uns ja immer ein wenig schwer getan mit den Städten. Auf der einen Seite muss man rein fahren, wegen der Visa und dem Versuch ein ordentliches Stück Käse zu kaufen (immer nur Lachende Kuh Schmelzkäse essen, ist halt irgendwann nur noch semi geil) und auf der anderen Seite ist es immer wieder die selbe Scheiße. Egal wo in Westafrika. Egal ob Accra, Abidjan oder Lagos. Alles Molochs, die sich nur durch ihre Ausbreitung von einander unterscheiden. Es gibt absolut keinen Charme, nur Scham. Nichts historisch Gewachsenes, was man so aus Europa vom Städtebau gewohnt ist. Wie auch. In ner Lehmhütte hausen, zählt ja hier immer noch als das Nonplusultra…
Da war die Ankunft in Swakop einfach eine Wohltat. So sehr ich einer guten Wellblechpalastkonstruktion einiges abgewinnen kann, so ist ein Haus vom Ende des 19. Jahrhunderts schon n bissl geiler anzugucken.
Und wie es der Zufall so wollte, war direkt am ersten Wochenende nach unserer Ankunft ein ordentlicher Dorfbums angesagt, weil Swakop als schönste Stadt Südafrikas ausgezeichnet wurde. Man munkelte, dass alle anderen Städte im richtigen Südafrika schon ausgezeichnet worden waren und deshalb jetzt Swakop dran war. Ja, richtig gehört. Swakop liegt in Namibia und nicht in Südafrika, das war aber nicht immer so und ist, wie alles hier in der Ecke, nicht so ne einfache Geschichte. Hatten wir vorher nicht so auf dem Schirm, aber sehr interessant. Wikipedia hilft bestimmt gerne weiter, ich bin ja hier kein Geschichtslehrer. Aber egal.
Was haben wir nicht schlecht geschaut, als von der Bühne der Festveranstaltung nach irgend ner seichten Afrikaansballade die versammelte Menge auf akzentfreiem deutsch zugequatscht wurde. Uns schwirrten ein wenig die Ohren. Wir haben uns zwar auf unserem Trip auch miteinander unterhalten (mach Sachen), aber in dem Moment hatten wir leichte Orientierungsprobleme. Vor allem, nachdem zwischendurch problemlos zu afrikaans und englisch gewechselt wurde. Willkommen in Namibia!
Auch sonst hat sich Swakop für uns als sehr unerwartetes Highlight herausgestellt. Es ist einfach ne schöne Stadt, die genauso wie jede andere afrikanische Stadt ihre Ghettos hat (obwohl die hier eigentlich ganz ok aussahen), aber hier hat sich irgendwer (Ja, die Deutschen) vor mehr als 100 Jahren zumindest mal Gedanken gemacht. Es ist natürlich nicht alles fairytale und die hässliche Häuserentwicklung der 1960er Jahre in Europa hat hier natürlich auch „Stadt“-gefunden. Naja, wenns schon kein Dresden gibt, nimmt man was man bekommt.
Genug geschwafelt.
Die Ecke rund um Swakopmund hat ja noch so einiges mehr zu bieten. Die Dünen direkt rund um Swakop hatten wir zwar letztes Mal schon gezeigt, aber noch mal zur Erinnerung (und weil es einfach ein Traum ist):
Diese Dünen sind dann auch der Anfang des Namib-Naukluft-Nationalparks. Hier ging dann schon los, was uns später auf dem Trip noch richtig ankotzen wird: man braucht für alles eine Genehmigung, die man im Voraus besorgen muss und natürlich Geld kostet. Nix mehr mit einfach mal machen. Nein, hier ist alles organisiert. Ist das dieser Afrikatourismus? Scheiße ist es alle mal. Zurück zu den Dünen.
Sandwich Harbour
Die Namib, die als älteste Wüste der Welt gilt, ersteckt sich von Südangola durch ganz Namibia bis zur südafrikanischen Grenze, immer mit dem Meer an der Seite. Sanddünen über Sanddünen. Das ist diese Art von Wüste, die man sich beim Wort „Wüste“ vorstellt. Nix Steinwüste. Leider ist die ganze Namib nur mit spezieller Erlaubnis und Guide zu befahren. Die ganze Namib? Nein! Ein paar kleine Teile wurden für den gemeinen Touristen frei gegeben (mit Genehmigung), damit dieser, zumindest für einen Tag, auch mal in die Dünen fahren darf. Übernachten ist natürlich nicht erlaubt. Und so stürzt sich der komplette namibische Tourismus auf diesen 30 Kilometer langen Küstenstreifen: Sandwich Harbour!
Déjà-vu? Haben wir etwa schon wieder ein altes Bilder gepostet? Richtig, sieht aus wie Angola! Aber nein, kein altes Bild. Meer-trifft-Wüste gibts auch in Namibia.
Und es ist genauso grandios! Links die stetig anwachsenden Dünen und rechts das unaufhörlich heranschwappende Meer. Und wir in der Mitte. Ab und zu mal ne Seerobbe oder Schakal. Ansonsten gar nicht mal so viele andere Autos unterwegs.
Und dann natürlich Sandwich Harbour. Kein Hafen, sondern eine Lagune, über die man, nach dem Erklettern einer Düne (zwei Schritte hoch ist gleich ein Schritt runter), einen unglaublichen Ausblick hat. Realitycheck: so verlassen, wie auf den Bildern, ist es natürlich nicht. Dort werden schon ganz ordentlich die Touritruppen durchgeschleust. Aber auch verständlich.
Anstatt den dünnen Streifen Strand am Meer zurück, kann man auch durch die Dünen fahren, das haben wir aber mal gelassen mit unseren 82PS. Da hilft dann auch ADAC Gold nix mehr, wenn du aus der Senke nicht mehr rauskommst. Oder eines der anderen Fahrzeuge, die da sonst unterwegs sind.
Fun story: Als wir zum zweiten Mal nach Sandwich Harbour mit Lizzy, die zu Besuch war, fahren wollten, kamen wir gar nicht so weit. Das Wetter war am Tag und der Nacht davor eher unwirsch gewesen und so hat es Teile des normalerweise befahrbaren „Strandweges“ unterspült und weggetragen. Es gab dann nur noch die Möglichkeit, durchs Wasser zu fahren (oder die Dünen), hatten wir aber keinen Bock drauf. So kann es auch laufen.
Ansonsten ist es echt schade, dass jetzt langsam, auf unsere Route bezogen, der richtige Tourismus einsetzt. Um hier keinen Grundsatzmonolog anzufangen, nur ganz kurz: Wenn man die Westküste Afrikas bis hierhin gefahren ist, ist man ein gewisses Maß an Freiheit gewohnt. Es mag zwar keinen Käse im Supermarkt geben, dafür kann ich mich aber, so lange wie ich will, für umsonst in die Wüste/ die Berge/ den Strand/ den Busch stellen. Ab hier nicht mehr! Und das ist auf jeden Fall eine Umgewöhnung und absolut nicht unser Ding.
Besonders bitter hat das für uns in diesem Moment die Angolaerfahrung gezeigt, wo wir die gleiche Tour zwischen Meer und Dünen gefahren sind (nur wesentlich länger) und einfach überall rumstehen konnten. Hat keinen interessiert. Kommt aber vielleicht auch noch, falls Angola seinen seit zwanzig Jahren angedachten Tourismusboom erlebt… Ist vielleicht ganz gut, dass sich viele Länder auch in dieser Hinsicht gerne selber ein Bein stellen.
Wer sich kein Bein stellen kann, weil er keins hat, ist die Seerobbe. Davon gibts in der Gegend mittlerweile so viele, dass der anwohnende Fischer schonmal Robben klobben geht. Ne Spaß. Also der zweite Teil. Die Fischer freuen sich wohl nicht so über die Konkurrenz, ist den Robben aber egal. Wie so vieles. Man kann sie dabei beobachten, wie sie sich regelmäßig über ihre Jungtiere hinweg wuchten mit ihren 150kg. Auch sowas wie ne Auslese. Das freut die Fischer. Uns nicht so sehr, weil es schon ganz schön ordentlich stinkt und man notgedrungen immer wieder über eingesandete, tote Robbenjungtiere drüber fährt. Die liegen dort halt überall rum.
Hiermit ist dann auch das Touriprogramm für dieses Mal beendet. Zum Abschluss gibts noch ein paar Bilder vom Vas Byt 4×4, einem Offroad-Event in Walvis Bay, was kurz vor Silvester stattfand. Teilnehmen konnten wir aus wir-brauchen-das-Auto-noch-Gründen nicht.
Mehr Bilder gibts wie immer hier. Die gefahrene Route könnt ihr hier nachvollziehen.