Südafrika III – Von Haien und der Wild Coast

Südafrika III – Von Haien und der Wild Coast

02.03.2020 – 26.03.2020

Diesmal: Das allererste Mal tauchen gehen. Mit Haien. Ohne Käfig.

Das ist er. Der letzte Blogbeitrag, bevor Reisen in Wurzeln-schlagen umschlug.

Aber der Reihe nach! Unsere Reisebegleitung der letzten Tage wurde am Flughafen in Durban zurückgelassen und für uns ging es weiter die Küste runter nach… Ja wohin eigentlich? Wir hatten keinen Bock auf die klassische Touriroute entlang der Gardenroute nach Cape Town. Das können wir landschaftlich gesehen auch in Europa haben. Wir hatten Bock, mal wieder einen anderen Eindruck von Afrika wahrzunehmen, nachdem wir nun seit 6 Monaten durch Namibia, Botswana und Südafrika sind und damit die Seniorenländer des südlichen Afrikas gemeistert haben. Versteht mich nicht falsch, ist alles super. Schöne Landschaften, abwechslungsreich, nette Leute. Aber irgendwas fehlt. Den täglichen Abfuck eines Westafrikas wünscht man sich schon fast wieder, je weiter man davon entfernt ist. Es ist einfach aufregender. Und anstrengender. Und weniger gut für den Blutdruck. Aber nach ner Weile ausnüchtern sollte es auch mal wieder nen Vollrausch geben. Ihr versteht, was ich meine. Ausserdem müssen wir doch mal langsam unseren Malariacounter zweistellig bekommen.

Mosambik war dementsprechend unser Plan, und dann hoch bis Kenia. Wahrscheinlich nicht so wie Westafrika, aber man nimmt, was man kriegt.

Aber wir hatten noch einen Termin. Tans Eltern waren zufällig in Port Elizabeth für eine Nacht und nach 1,5 Jahren nicht sehen, kann man ja schon mal die 1000 Kilometer (Katzensprung) von Durban nach Port Elizabeth abreißen. Wir hatten also 5 Tage Zeit, um die Wildcoast Südafrikas anzuschauen. Schon wieder nen Zeitraum wie bei ner gebuchten Reise. Aber hey, wir sollten noch lange genug in Südafrika verbringen…

Vorher aber erstmal tauchen gehen. Tan wollte unbedingt in Südafrika mit Haien tauchen gehen. Persönlich nicht so mein Ding. Wasser, schwimmen, Unterwasserkram. Ich wurde wahrscheinlich im Kindesalter öfter mal gestukt. Oder so.

Also ab nach Margate, ans Protea Banks Riff. Dort gibts richtig viel Thunfisch und dementsprechend viele Haie. Sambesi -, Tiger -, Hammerhai. Alle da.

Nun kann man entlang der Küste an mehreren Stellen mit den Haien tauchen. So ziemlich überall wird das aber nur im Käfig mit mehreren anderen Leuten angeboten. Die Sardinenbüchse und der Hai. Da fetzt es doch schon mehr, wenn man das auch ohne Käfig und ohne Wohlfühlzone machen kann. Du, der Hai, seine Zähne und dein voller Neoprenanzug. Aber der Reihe nach.

So, also zurück zu den Haien. Getaucht wird wie gesagt ohne Käfig in einer Gruppe mit 5 anderen zusammen. Damit der Hai ein wenig Auswahl fürs Mittag hat. Raus gehts mit nem Schnellboot, von dem aus der Hai mit Fischinnereien angelockt wird. Wenn er da ist, springen alle ins Wasser und der Nervenkitzel beginnt.

Vorher muss aber noch geklärt werden, wer eigentlich tauchen geht. Tan hat ja einen Advanced Open Water Tauchschein. Kein Problem. Ich hab ja gerade mal nen Führerschein und will auch nicht tauchen. Auch kein Problem. Was ist sonst noch kein Problem? Wenn mich die Tauchtante fragt, ob ich nicht trotzdem mittauchen will. Kein Problem, mach ich. Kein Tauchschein, kein Problem. “Hier, springste für ne halbe Stunde in den Wassertank fürs Training und dann passt das”. Ok, scheiss auf Nemo finden beim ersten Mal tauchen, ich guck mir Haie an. Keine Ahnung was mich da geritten hat. Aber das kommt ja öfter mal vor.

Also ab in die Klamotten und dann in den Trainingstank. 2.50 Meter hoch, 2 Meter Durchmesser. Ich pass kaum rein. Aber aufm Meer hat man dann ja mehr Platz. Es wurde das 1×1 des Tauchens gezeigt und geübt. Eigentlich reicht atmen. Beim Rest hilft die Tauchtante dann. Ich weiß gar nicht warum es die ganzen PADI Trainingsgänge gibt…

Soweit, so unvorbereitet. Abfahrt am nächsten Tag um 6 Uhr. Super Tag, blauer Himmel, alle freuen sich auf Haie gucken. Es hat nur keiner mit dem Meer gerechnet. Das war unter aller Sau. Und so wurde die 7 Kilomter Fahrt raus zum Riff eher ein Ritt im Wildwasserkanal. Ich fands geil, Tan eher nicht so. Dann begann das Warten. Stellt sich raus, dass die Strömungsverhältnisse heute eine absolute Katastrophe sind und die Sicht irgendwo bei 2 Metern liegt. Aber nicht so schlimm. Es kam auch kein Hai zum Köder. Also Ortswechsel. Weitere 20 Minuten Rodeo. Wieder Köder raus. In der Zwischenzeit schleicht sich so langsam die Seekrankheit den Rachen hoch. Der Wellengang ist enorm. Horizont-weg enorm. Dann die Haie. Alle rein ins Wasser. Ich plumpse rein, alle anderen mit eleganter Rolle rückwärts. Und dann? Kurze Panik. Keine Sicht, alles voller Schwebeteilchen, kalt. Die Realisierung setzt ein, was ich hier gerade mache. Naja, zurück ist halt auch scheiße. Wenigstens ist mir nicht mehr schlecht. Die Tauchtante, auch Divemaster, bleibt bei mir und drückt die richtigen Knöpfe damit ich nach unten komme. War ich zu überfordert für. Alle paar Meter Ohren ausknacksen. Wie bei ner Bergfahrt. Nur wesentlich schwerer mit dem Atemding im Mund. Irgendwann sind wir dann 10 Meter unten und vor uns ist schemenhaft der Köder zu erkennen. Jetzt heißt es gucken und warten. Der Sauerstoff ist für eine Stunde unter Wasser ausgelegt. Es passiert nichts. Ich dreh mich eigentlich nur sinnlos im Kreis, weil das im-Wasser-Schweben doch nicht so leicht ist, wie das im Video aussah (ja, es gab am Tag zuvor ein 15 Minuten Video). Währenddessen ich meine Pirouetten drehe, hat Tan ganz andere Probleme. Über Wasser. Beim vom-Boot-Springen war der Seegang so heftig und die Sicht unter Wasser so beschissen, dass sie komplett die Orientierung verloren hat, und nicht mehr wusste, wo sie eigentlich hin muss. Alle anderen waren unter Wasser und nicht zu erblicken. Außerdem ging die Luft aus ihrer Weste nicht raus, sie konnte kaum absinken. Also zurück ins Boot – schöner Scheiß!

Und dann ist er da! Der Tigerhai aus der Fischsuppe! Kommt direkt auf mich zu. Ich versuche nach hinten zu laufen. Ganz clever. Ich halte die Luft an. Ganz clever. Er dreht 1 Meter vor mir ab. Ganz clever. Unglaublich! Im wahrsten Sinne des Wortes: atemlos. Durch die Nacht. Des Meeres.

Jaaa. Krass. Die Sicht war immer noch katastrophal und hat in keinster Weise an diese schönen “blaues Wasser, schöne Fische”-Flyer erinnert. Aber die Haie waren da. Schemenhaft auf 5-10 Meter Distanz um uns herum. Insgesamt 8 Stück, 2 Tigerhaie und irgendwelche kleineren. Und wo ist Tan? Auf jeden Fall nicht in unserem Sichtfeld, soviel ist klar. Mit Hilfe der Tauchtante komme ich an die Wasseroberfläche und entdecke sie im Boot. Mit Hilfe der Tauchtante schafft sie es dann auch nochmal runter und wird von zwei Haien gekreuzt. The End.

Joah, das waren doch mal 180 gut investierte Euro. Nicht mal so sehr zum “Hai-Gucken”, weil dafür gibts besseres Wetter (aber wohl keinen besseren Ort), sondern für das Gesamtpaket an Adrenalin und Aufregung.

Und man muss ja sagen, die Leute vom Tauchshop haben das recht clever gemacht. Abends, nach nen paar Drinks, gab es dann nämlich erst die Touristen-werden-vom-Hai-gefressen-Stories. Kommt wohl auch mal vor, aber nicht so häufig und immer nur, weil der Taucher unclever war und sich als Nahrung identifiziert hat. Ansonsten sind das wohl sehr nette und interessante Tiere. Kann ich nur empfehlen!

In Ermangelung irgendwelchen Unterwasserequipments verweise ich mal auf nen Video von einem der anderen Taucher:

So, das war erstmal genug Aufregung. Jetzt gibts nur noch nervenberuhigendes in-der-Natur-Rumschlendern im Eastern Cape.

Die Wildcoast, ein Traum! Überall kleine Xhosa-Dörfchen (eines der in Südafrika lebenden Völker) und Landschaften, die aussehen, als hätte Irland mal Sonne für länger als einen Tag im Jahr. Steilklippen, wo man hinschaut, ab und zu von kleinen Buchten und Stränden unterbrochen. In der Ferienzeit (Dezember & Januar) ist hier wohl die Hölle los, aber ansonsten sehr ruhig und entspannt. Falls man so richtig Bock auf wandern hat, kann man hier auch 10 000 Tage die Küste entlangwandern. Gibt genug davon. Wir wollten aber weiter nach Port Elizabeth.

Was hier in der Gegend auch sehr schön zu sehen ist, sind die Wohnarrangements der Einheimischen:

Nummer 1: Ein Xhosa-Dorf

Nummer 2: Ein von Weißen bewohntes Dorf

Nummer 3: Ein Township, in dem die Arbeitskräfte und deren Familien für Dorf Nummer 2 wohnen.

Der Dank dafür geht raus an eine nicht existente Stadtplanung und dem Wunsch nach Arbeitskräften, die sich aber die Bude Nummer 2 nicht leisten können. In Ermangelung an bezahlbarer nicht-Bretterunterkunft gibt es halt Bretterunterkunft. Vielerorts illegal und auf okkupiertem Land. Läuft hier.

Nummer 4: Eine der vielen räudigen “Großstädte” der Gegend. Marke Klebstoff-Schnüffeln.

Taiwan Shop

Das beschreibt Südafrika doch eigentlich sehr gut. Zumindest wenn man, wie ich, Polemik als Stilmittel schätzt.

Nach dem Elterntreff in Port Elizabeth hieß es für uns eigentlich wieder umdrehen und in Richtung Mosambik fahren. Da man in der Gegend dort aber super surfen kann (Surfhauptstadt Jeffreys Bay!!! Oder so) wollten wir uns noch ein paar Tage Strand geben. Und hallo, was für eine grandiose Ecke:

Ach ja. Wir haben jetzt eine Drohne. Der niedrige Rand (Währung) machte es sehr verführerisch. Ab jetzt also auch Fotos von oben (und Videos mit krassen Editingskills!).

Cape St. Francis ist ein absoluter Traum! Ein Rentnerdorf in einer kleinen (Sicherheits)blase, welches am Wochenende von Surfern überrannt wird und ansonsten einen grandiosen Strand und die Definition eines guten Lebens bietet. Kein Scheiß. Gleich mal Rentner werden. Das ist ja sowieso Tans Berufswunsch.

Aber ja, dort gibts nicht mal Zäune um die Grundstücke – und das in Südafrika. Sagt eigentlich alles.

Nach einigen Tagen in Cape St. Francis ging es dann aber wirklich mal los in Richtung Mosambik, quasi wieder zurück. Diesmal aber im Landesinneren in Richtung Drakensberge.

Oder auch nicht:

Nö. Nix ist. Mosambik hatte schon die Grenzen zu, Südafrika folgte. Mehr dazu beim nächsten Mal. Spoiler: Wir sind mittlerweile seit knapp nem halben Jahr in Südafrika…

Die gefahrene Route könnt ihr wie immer hier nachschauen. Mehr Bilder gibts hier.

Ein Gedanke zu „Südafrika III – Von Haien und der Wild Coast

  1. Nach so viel Adrenalin ( männlicher Elefant nähert sich dem Blauen ungehörig, Sani-Pass mit 3 Zylindern bezwungen, Haibegegnung eines Ahnungslosen ohne Käfig )hatte Buddha ein Einsehen und sorgte für Entspannung, eben Lockdown für alle. 🙂

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