Südafrika II – Von 0 auf 3000 Meter
16.02.2020 – 01.03.2020
Diesmal: Was alles noch so geht mit 3,5 statt 4 Zylindern. Und eine Nacht in Lesotho.
Wir erinnern uns: Den ersten Teil unseres Südafrika Trips waren wir zu viert unterwegs. Herr Kirsch und Sophie sind nach Johannesburg geflogen und haben quasi das Einmal-Alles-in-12-Tagen-Paket gebucht. Vom Krüger Nationalpark und Blyde River Canyon hatte ich ja schon beim letzten Mal geschrieben. Weiterer Punkt des Pakets: Den Ozean sehen. Den indischen um genau zu sein. Also ab in den iSimangaliso Wetland Park. Hier gibt es Strand, Schnorcheln und einen Nationalpark mit verschiedensten Tieren. Diese, wie immer, Arsch voraus und semi interessiert:
Auf dem dezent gefüllten Campingplatz (darfst ja nirgendwo stehen, weil Nationalpark) wurde uns dann auch von den netten Nachbarn verraten, dass unser Platz direkt im Laufweg der Hyänen und Leoparden lag. Für uns im Auto nicht so wild, für Herrn Kirsch im Zelt Grund zum Testament-Schreiben.
Spoiler: Niemand wurde gefressen. Langweilig. Damit das auch so blieb, hatte jeder von uns seinen persönlichen Monkeystick. Neben den desinteressierten Antilopen, den nicht-so-gefräßigen Hyänen und den fünf Fischen beim Schnorcheln gab es auch noch sehr viele von diesen Kameraden:
Sie zeichnen sich durch ihre sehr, sehr leuchtend blauen Eier aus. Aus Jugendschutzgründen nicht auf dem Foto zu sehen. Aber die sind nicht etwa blau, weil es mal öfter einen mit dem Monkeystick gab. Den braucht man dort nur, um die garstigen, klauenden Affen zu vertreiben.
Kultur gabs auch
Im Gegensatz zu uns beiden haben sich Herr Kirsch und Sophie auch tatsächlich auf Südafrika vorbereitet und wussten daher auch ein, zwei Sachen über die Geschichte und Kultur der Gegend, bzw. wo man diese Stätten besichtigen kann. Mach Sachen, so kann man also auch reisen.
So ging es für uns also nach Stanger/KwaDukuza, wo Shaka Zulu ermordet wurde und heute ein Museum steht. Die Stadt selber sieht aus wie viele Städte in der Gegend. Schickt man eher keine Postkarte nach Hause. Aber dafür mit einem Museum, was nicht einfach nur nach einer Rumpelkammer mit eingestaubten Artefakten aussieht, sondern man verlässt den Laden und hat das Gefühl, auch etwas mitgenommen zu haben. Ich erspare euch mal den Wikipediatrip: Shaka Zulu war ab 1816 König der Zulus, damals eines der eher wenig beachteten Völker im Süden Afrikas. Das änderte sich, nachdem Shaka seine Armee komplett umkrempelte, strategisch wie ausrüstungstechnisch, und begann, alle benachbarten Völker niederzumachen. Es entstand nicht nur das Königreich der Zulus, mit dem später die Buren und die Briten auch noch ihre lieben Probleme hatten, sondern auch eine Vertreibungs- und Wanderungswelle, die große Teile des südlichen Afrikas veränderte. Soviel zum groben Überblick. Die Einzelheiten und genauen Bewertungen sind höchst umstritten, weil die Zulus selber kaum bis keine Aufzeichnungen hatten und alles, was als überliefert gilt, von Buren oder Briten angefertigt wurde.
Sani Pass
Nach diesem kulturellen Erlebnis war es dann auch mal wieder an der Zeit, uns auf unsere eigentlichen Stärken zu konzentrieren: Adrenalin pumpen!
Da wir aufgrund des 12-Tage-Fensters immer ein wenig unter Zeitdruck standen und mit einer Karre gesegnet sind, die gerade mal so 30 km/h am Berg macht (eher 25 – die Tachonadel springt), wurden die Tage fast immer bis zum Schluss ausgefahren. Was dann unweigerlich irgendwann zu solchen Situationen führt: Den Tag vor der Fahrt hoch in die Drakensberge wollten wir noch so weit wie möglich fahren, damit der eigentlich Bergpass-Fahrtag angenehmer wird. Es dämmert, der Campingplatz ist noch 50 Kilometer weg, die Strecke zieht sich, weil sehr bergig. Nebel zieht auf. Es ist dunkel. Vor uns ein LKW, der am Berg exakt 2,5 km/h langsamer fährt als wir. Zu schnell zum Überholen, zu langsam um hinter ihm im Nebel (3 Meter Sicht) herzutuckern. Hinter uns hatte sich auch schon eine ansehnliche Schlange an Autos gesammelt. Logische Schlussfolgerung? Auf einer Strecke, die im Nebel wie eine Gerade aussieht, trotzdem überholen! Der unendliche Überholvorgang beginnt, der Motor kreischt und von vorne tauchen Scheinwerfer im Nebel auf. Ups. Ungünstige Situation. Wieder einreihen ist eher nicht möglich, die Schlange hinter uns ist schon aufgerückt. Also gut, alle unsere Lichter an, hupen und so nah wie möglich an den LKW ran. Sieht man ja auch so gut im Nebel, im Dunkeln. Die entgegen kommenden Scheinwerfer scheinen auch ein wenig an den Rand auszuweichen (1-spurige Straße!) und wusch zieht der entgegenkommende LKW an uns vorbei. Kaum gesehen. Es machte sich eine kleine Erleichterung im Auto bemerkbar. Der eigentliche Überholvorgang konnte dann auch noch beendet werden. Die Moral von der Geschicht? Machet lieber nicht! Das Bier schmeckt allerdings dreimal so gut nach so ner Nummer…
Naja, Ende gut alles gut. Am nächsten Tag ging es dann den Sani Pass hoch in das kleine Land Lesotho. Von 1500 Metern auf 2900 Meter. Am Anfang noch gemächlich, zum Ende hin 30 Prozent Steigung. Auf durchnässtem Schutt und Geröll, dank mehrerer Regentage vorher. Beste Voraussetzung, um das Auto mal wieder zu triezen. Um es vorwegzunehmen: Es ist eine grandiose Fahrt. Eine wunderschöne Gegend!
Fahrerisch gehts eigentlich auch. Die Kurven zum Ende hin sind eng und waren durch die Ausspülungen etwas anspruchsvoller zu manövrieren. Aber eigentlich unproblematisch. Vor allem, wenn man ein Auto fährt, welches auf 2000 Metern nicht gefühlte 50% Leistung verliert. Wenn man überhaupt von Leistung am Anfang reden kann. Das war eher das Problem für uns. Durch fehlende Kompression auf einem Zylinder hat die Karre leichte Performanceprobleme, vor allem in der Höhe. Das äußert sich dann darin, dass wir trotz Allrad, Untersetzung und erstem Gang fast am Berg stehen geblieben wären. Auch dank der Ausspülungen, für die man langsamer werden musste. Nur das mit dem Anfahren danach war „interessant“. Aber hey, wir sind nach oben gekrochen, keiner musste schieben. Nicht alle wollten bis oben im Auto mitfahren…
Es folgt: Ein Video zum Schlechtwerden. Auf Grund grandioser Kameraführung und Schnittskills.
Es wird jetzt wieder besser.
Und oben: der höchste Pub Afrikas! Oder so.
Und am nächsten Tag wieder runter! Die beiden mussten ja zum Flughafen nach Durban. Und wie wir wissen, runter kommt man immer. Es ist aber auch ein wunderbares Gefühl, die Bremse komplett durchzutreten und trotzdem auf durchweichtem Schotter in Richtung Kante zu rutschen. Aber hey, einfach mal nicht so anstellen, die Locals fahren den Pass ja auch in ihren kleinen Toyota Bussen. Obwohl bei denen nach jeder Fahrt wohl erstmal ne Reparatur ansteht.
Der Landrover bei seiner Lieblingsbeschäftigung: stehen. Frühstück in Lesotho
Durban
Nachdem wir Herrn Kirsch und Sophie auf dem Flughafen abgeladen hatten, hieß es für uns erstmal: Entspannen! Durban bietet sich dafür ja ganz gut an. Strände, Wärme und Nixtun. Ansonsten ist das halt ne Küstenstadt mit gut situierten Vororten am Meer und weniger gut situierten Vororten im Landesinneren. Ein absolutes Rentnerparadies auf jeden Fall. Und Inderparadies. Wir habens vorher nicht gewusst, aber Durban hat wohl die weltgrößte Ansammlung von Indern außerhalb von Indien. Es ist definitiv das angenehmere Indien. Starren alle gar nicht so sehr. Und abends bekommen wir dann schonmal Curry ans Auto gebracht, von den Leuten die wir tagsüber getroffen haben. Genau solche Essenspakete bekamen auch die Obdachlosen weiter unten am Strand. So sieht man uns hier also. Find ich gut.
Das letzte Bild (oben) ist eigentlich das Beste. Es zeigt sehr schön, wie das hier in den feinen Gegenden so läuft. Verboten ist so ziemlich alles, was so eine Küste interessant macht und es wäre eigentlich angebrachter, Schilder aufzuhängen, auf den steht was erlaubt ist: Atmen.
Mehr Fotos gibts wie immer hier. Die gefahrene Strecke könnt ihr hier nachvollziehen.