Südafrika X – Schnell raus aus Kapstadt
Da haben wir ja lange nix von uns hören lassen! Gab aber auch viel zu tun: Wir wieder in Deutschland klarkommen, das Auto von der Fähre abholen, Arbeiten, Halle suchen, Motor tauschen und so weiter… viele viele Dinge, die wenig Zeit für andere Sachen lassen. Und damit: Willkommen zurück!
Ich mach einfach mal weiter als wenn nix passiert wäre und bringe diese kleine Blogerzählung über unsere Reise in den nächsten 1-2- Beiträgen mal zu Ende. Obwohl es schon wesentlich anstregender ist, das alles schreiben zu müssen/dürfen/können, während wir selber nicht mehr vor Ort sind. Aber naja, ich hätte ja auch mal schneller schreiben können …
Im letzten Beitrag ging es um -für uns- eine der schönsten Regionen Südafrikas – und wie versprochen, kommen wir jetzt zum Gegenteil dessen: der Kapregion. Ja, Kapstadt und so. Wer nach Südafrika fährt und dort Afrika erwartet (was auch immer das ist) kann sich die Strecke abkürzen und irgendwo am Mittelmeer hängen bleiben. Es ist einfach nichts besonderes, wenn man mal irgendwas von Südeuropa gesehen hat. Minus das Flair. Kapstadt liegt zwar schön zwischen Tafelberg und Meer, hat aber wie 99% aller Städte auf unserer Reise kein Flair (wie so ziemlich alle „Metropolen“). Und die paar Straßen mit den alten Gebäuden (immerhin 18XX) und Kneipen reißen es nun wahrlich nicht raus. Da sind wir in Europa schon ganz gut architektonisch verwöhnt.
Was man eigentlich so in Kapstadt macht: Auf den Tafelberg gehen, Riesenrad fahren, für Pinguine angucken bezahlen, irgendwelche in China hergestellte „afrikanischen“ Holzschnitze kaufen . Was wir gemacht haben?
Mojito trinken und auf ein Geländer starren. Kein Bock auf den Tourikram.
Und ein kleines Kontrastprogram zum feinen Teil von Kapstadt gabs natürlich auch:
Durch Townships wie Khayelitsha werden natürlich auch Führungen angeboten, aber ob man sich das geben muss, kann ja jeder selbst entscheiden. Wir sind hier ja nicht im Zoo…
Und sowieso: die ganze Gegend dort ist einfach zu voll. Überall Wineyards, die ihre eigenen Weine teurer als der Supermarkt verkaufen (selber Wein), überall Autos und LKW, weil Wein, Obst und Gemüse muss ja irgendwie transportiert werden und dazu zu viele Leute. Das war sicherlich mal ne sehr angenehme Ecke 16XX, als die ersten Buren ankamen. Jetzt, nach 2 Jahren West- und südliches Afrika (und 400 Jahre später): Nö. Braucht man nicht. Dafür sind wir dann doch nicht auf diesen Trip gegangen.
Da fahren wir lieber mal in die Cederberge, eine Runde wandern. Am Wochenende ist hier zwar auch die Hölle los, dank der Nähe zu Kapstadt, aber unter der Woche ist es ruhig und sehr angenehm. Außer die grassierende Unart für jeden noch so popeligen Wanderweg Eintritt zu verlangen. In Deutschland unvorstellbar dafür bezahlen zu müssen, hier an der Tagesordnung. Aber das Gebiet ist so groß und es gibt noch Möglichkeiten, diese Wegelagerei zu umgehen (Wortwitz und so) …
Was aber weiterhin umsonst und sehr schön ist, sind die Parkplätze direkt am Meer, in der Stadt oder auch in Stadtnähe. Tagsüber immer gut gefüllt mit Anglern und Strandläufern, aber ab Einbruch der Dunkelheit kann man dort sehr schön im Auto pennen.
Die Locals können dann immer nicht glauben, dass wir dort übernachten, weil es ist ja ach so gefährlich. Nachts, alleine am Strand. Oder generell an ruhigen Orten. Vor allem für Weiße. Da kämen ja immer die Klaudiebe. Vorzugsweise Junkies und/oder Schwarze. Ob das eine mit dem anderen immer übereinstimmt, variiert je nachdem mit wem man spricht.
Es ist im Moment sowieso recht merkwürdig mit den Leuten hier (das ist es vielleicht immer, aber wir sind jetzt nun mal hier). 90 Prozent aller (weißen) Leute, die wir getroffen haben, haben einen schwerwiegenden Schaden und glauben in der einen oder anderen Weise an die Ausrottung der Weißen durch die Schwarzen. Das kommt dann schon gerne mal nach 30 Sekunden Gespräch auf dem Parkplatz zum Vorschein oder erst nach n paar Stunden Bier trinken. Am geilsten war der Typ, der wohl ne Farm 30 Kilometer außerhalb von Port Elizabeth hat und sich dort verbarrikadiert, weil die Schwarzen zu Weihnachten das große Abschlachten beginnen werden. Auch ganz gut war der Weinfarmer: Arbeitskräfte sollen billig sein aka Schwarz, nicht klauen und nicht trinken aka gibts nicht. Wenn er sie entlässt, sollen sie wegziehen, machen sie aber nicht, weil die Regierung das Black Empowerment vorantreibt und es deshalb keine Handhabe gebe. Da hat er sich eine Weintraubenerntemaschine gekauft, die kommt wenigstens jeden Tag auf die Arbeit und ist einsatzfähig.
Wie gesagt, bei weitem keine Einzelfälle. Passend dazu im monatlichen Bauernmagazin:
Naja, ist schwierig. Irgendwann hatten wir dann auch die Schnauze voll vom Geschwurbel, aber diese Denke herrscht hier überall und es ist verdammt schwer, diesem Thema zu entgehen. Für uns nicht einzuschätzen, was da manisches Gerede ist und wo der Kern der Wahrheit liegt.
Auf jeden Fall ist da unserer Wahrnehmung nach nicht mehr viel von einer sogenannten Regenbogennation zu spüren und da wird es in den nächsten Jahren auf jeden Fall noch spannend. Aber bevor das jetzt zu weit ausufert, wenden wir uns doch mal den leichteren Dingen im Leben zu: Saufen!
Mukke
Von daher: weiter gehts! Weiter gen Osten in Richtung Mosselbay. Hier haben wir uns mit den Kumpels verabredet, die wir vor nem dreiviertel Jahr in Swakopmund, Namibia getroffen haben. Wir erinnern uns: Endlich mal wieder ordentlich Live-Mukke!
Und so auch diesmal: Vier Tage Mukke, vier Tage Abriss, vier Tage Mosselbays Kneipen (Ihr erinnert euch noch was Kneipen sind?). Am fünften Tag musste geruht werden. Am sechsten auch. Hat richtig gut getan nach diesem ganzen Lockdown-Kram.
Tja, und dann fing die Uhr an zu ticken. Sechs Wochen bis wir Südafrika verlassen werden. BÄM!
Sechs Wochen und dann sind neun Monate Südafrika vorbei (geplant waren drei Wochen) und 24 Monate West/Südafrika vorbei (geplant waren 12).
Es werden aber nochmal sechs fette Wochen und ein paar richtig schöne Ecken!
Seid gespannt, ich hoffe ich krieg den nächsten Post mal ein wenig schneller auf die Reihe. Will ja auch mal fertig werden.