Iran I – Immer wieder gut

Iran I – Immer wieder gut

24.11.2024 – 09.12.2024

Langsam wird es kalt. In Tatvan und am Ararat liegt schon der erste Schnee und die Wettervorhersage sagt für nächste Woche massive Minusgrade an: Zeit, weiterzureisen.

Ja, der Iran. Als wir im Jahr 2016 das erste Mal hier waren, keimte dort die Idee, eine Karre zu kaufen, um in Zukunft in diesen grandiosen Landschaften nach Belieben stehen bleiben zu können und nicht nur mit den öffentlichen Bussen durch- und vorbeizufahren. Ende 2024 sind wir dann auch tatsächlich da!

Kleiner Hinweis: Wer ab und zu mal in eine Zeitung schaut, wird schon mitbekommen haben, dass der Iran dort manchmal in geopolitischen Zusammenhängen erwähnt wird. Da die Medien sich generell mit der Einordnung von Sachverhalten schwer tun, sollte das jeder selber tun und seine Reiseentscheidung davon abhängig machen.

Einreise

Der Grenzübergang von der Türkei aus war ein wenig anspruchsvoller als sonst, aber kein Vergleich zu irgendwelchen westafrikanischen Spießrutenläufen. Für jeden, den diese Stempelsammelorgie interessiert, gibt es hier den Grenzartikel.

Die guten Sachen gleich mal vorweg: Diesel ist quasi umsonst: 0,005 Euro der Liter. Ja, ihr könnt das gerne nochmal lesen. Und manchmal gibts ihn auch komplett geschenkt. Gefahren wird der in überraschend vielen Düdos und Kurzhaubern. Stellt sich raus, die Düdos wurden früher im Iran produziert und die Kurzhauber werden es bis heute. Mit Klima und Servo. Irgendwo fuhr sogar ein W50 rum. Einfach schöne Autos! Eine absolute optische Wohltat!

Das Schlechte: Diesel gibt es nur mit Tankkarte. Diese haben nur iranische Truckfahrer und manche Tankstellen. Das geht manchmal gut und Tanken ist in 10 Minuten erledigt, weil die Truckfahrer etwas von ihrem (rationierten) Diesel abgeben oder die Tanken ihre Karte rausrücken. Und manchmal fährt man 8 Tankstellen an, bis es irgendwo Sprit für den zehnfachen Preis (WUCHER!!) gibt. Aber irgendwas ist ja immer. Das Budget freut sich auf jeden Fall.

Die Berge

Im Nordwesten gibt es überraschend viel Bekanntes: Hier wird teilweise Kurdisch gesprochen und das Aserbaidschani Türkisch hört sich für uns an wie normales türkisch. Außerdem gibt es Kebab. Armenische Klöster gibt es hier ebenfalls, auch wenn das Label UNESCO World Heritage (wie so ziemlich überall) als Rechtfertigung genommen wird, absolut wirre Eintrittspreise aufzurufen. Die könnten sich mal ein Beispiel an Dresden nehmen, und sich von dieser Liste streichen lassen.

Apropros Dresden: Nach der Grenze haben wir uns direkt auf die Suche nach einer Simkarte gemacht und wurden recht schnell fündig. Der Besitzer des Ladens war sofort sehr entzückt, dass wir aus Deutschland kommen und so wurden wir nach 10 Sekunden mit Heil Hitler und ausgestrecktem rechten Arm begrüßt.

Diese Hitleraffinität im Iran ist uns nicht das erste Mal begegnet und es wird auch nicht das letzte Mal bleiben. Hakenkreuze und Deutschlandfahnen sind immer wieder an Trucks zu sehen. Google Translate hilft aber auch immer:

Für die Simkarte mussten wir dann aber leider trotzdem normal bezahlen…

Dafür sind die Fittis hier für uns kostenlos. Die Leute freuen sich, dass wir da sind (natürlich in getrennten Fittis) und so fällt nicht nur das Eintrittsgeld weg, sondern es wird auch direkt mal die Musik gestoppt, um Rammstein anzumachen. Ist zwar Kackmusik, aber halt einer der deutschen Exportschlager. Dass alle Kerle oberkörperfrei im Fitti rumrennen, fällt dann kaum noch auf.

So, erstmal genug von den Leuten. Mehr vom Land!

Die Berge haben uns so gut gefallen, dass wir direkt ausprobiert haben, wie sich minus 11 Grad im Schnee anfühlen: Kann man machen. Für mehr kalt sollte die Heizung allerdings mehr warm machen. Morgens wurden wir dann von Eisblumen begrüßt.

Interessanterweise gab es hier in der Gegend aber Winterdiesel, das war später nicht immer der Fall. Mehr dazu im nächsten Blogbeitrag.

Keine Iranreise ist natürlich komplett, ohne mindestens eine Moschee zu fotografieren (hier: Ghom). Was da drin passiert, ist das eine. Von außen sind sie aber immer wieder eine Augenweide.

Nachdem sich am Eingang des Moscheekomplexes relativ schnell herausgestellt hat, dass wir keine Muslime sind, bekamen wir einen extra Führer und Tan erhielt zusätzlich eine Art Bettlaken als Verhüllungstuch. Guter Service.

Zum Abschluss des Tages gab es frisches Brot geschenkt, welches ich natürlich in der landestypischen Art und Weise transportiert habe. Das Fladenbrot ist ausgezeichnet, allerdings sollte es innerhalb von 10 Minuten nach Herstellung verzehrt sein, ansonsten wird es Knäckebrot.

Der Sand

Berge und Moscheen sind schon mal zwei wichtige Bestandteile der iranischen Landschaft. Am Schwarzen Meer waren wir beim letzten Mal, hat dann auch gereicht. Beachlife in muslimischen Ländern ist, gelinde gesagt, gewöhnungsbedürftig.

Was beim letzen Mal gefehlt hat, waren die Wüsten. Und davon hat der Iran so einige Quadratkilometer. Wir fangen mal mit dem einfachen Teil an. Auftritt Maranjab, Teil der Kavir Wüste:

Zum Wüsteneinstieg schon mal nicht schlecht, aber noch ein bisschen klein. Nach 100 Kilometern ist man wieder raus. Wir machen das nochmal, ein wenig größer, ein wenig sandiger, ein wenig stürmischer. Da könnt ihr euch schon freuen auf den nächsten Beitrag.

Zeug aus Sand

Wo viel Sand, da viele Sandburgen. Die Sandburgen hier sind die Überreste ganzer Ortschaften, ursprünglich aus Lehm und Sand errichtet.

Wie in anderen Ländern auch, scheint es im Iran schwierig zu sein mit dem Erhalt historischer Stätten… So stehen diese Bauwerke nur noch lieb- und seelenlos in der Gegend rum und werden durch Wind und Regen von Tag zu Tag zermürbt.

Mindestens eine Ausnahme gibt es jedoch: Die Altstadt von Yazd!

Wir waren hier 2016 schon mal und hatten eine ausgezeichnete Zeit. Bis auf den Fakt, dass ich mit Leishmaniose wiedergekommen bin. Vorsicht beim googlen.

Yazd hat immer noch eine schön erhaltene Altstadt, auch wenn es dort mittlerweile erstaunlich ruhig ist. “Echtes” Leben, außerhalb der Befriedigung touristischer Gelüste, scheint es nicht so wirklich zu geben. So wirkt die Altstadt eher wie eine Filmkulisse, als ein mit Leben gefüllter Ort. Ganz ähnlich wie Dresden. Oder Prag.

Es ist halt wie überall: Die europäischen Touristen erwarten aufgrund märchenhafter Erzählungen irgend eine 1001 Nacht Performance und die Einheimischen haben sich darauf eingeschossen, nicht beachtend, dass hier eigentlich jeder Teil eines Theaterstücks ist.

Und sonst so?

Lesern und Bildbetrachtern mit geübtem Auge ist vielleicht schon aufgefallen, dass wir eine neue Schaufel am Auto haben. Unser Allzweckinstrument für Klo, als Solarhalterung und im Sand!

Durch Afrika und darüber hinaus hat uns die ganze Zeit eine ausgezeichnete Fiskars-Schaufel begleitet, bis es mitten im Iran eines Nachts gegen 2 Uhr rappelte am Auto.

Wir, halb schlaftrunken, dachten in der ersten Sekunde an ein Tier, welches ins Auto gekracht ist. In der zweiten Sekunde wurde uns bewusst, dass kein Tier so dämlich ist. In der dritten Sekunde verbanden wir die Geräusche mit den außen befestigten Sandblechen und der Schaufel.

Ein schneller Blick nach draußen bestätigte: Schaufel weg. Der Klogang am nächsten Morgen schien nun unmöglich.

Naja, passiert. Ist halt wie überall: Manche Leute sind interessiert, andere nicht. Manche sind nett, andere nicht unfreundlich. Manche schenken dir Sachen, andere klauen dir Sachen. Ist aber bestimmt die erste Fiskars-Schaufel im Iran.

Wir haben dafür eine neue. Handgeklöppelt, trotz Verband:

Ansonsten haben wir noch ein paar Bilder, die es nicht woanders hin geschafft haben.

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