Albanien

Albanien

11.07.2024 – 22.07.2024

Wer gerne Albanien und Armenien verwechselt, darf jetzt nochmal schnell einen Blick in einen Atlas werfen, ansonsten könnte der folgende Bericht für Verwirrung sorgen.

Albanien – bekannt für … Ja, keine Ahnung. Mafia? Mittelmeer? Mercedesfahren? Alles richtig. Mit dem Ersten hatten wir nix zu tun, das Zweite haben wir gemieden, aber das Dritte war ein Volltreffer.

Aber der Reihe nach. Erstmal gibt es das Video:

Mittelmeer

In Montenegro wollten wir nicht an die Küste, weil die Chancen sehr gut stehen, dass man dort in der Hauptsaison eine Vollmacke bekommt. Also war es dann in Albanien, dass wir das erste Mal auf diesem Trip im Mittelmeer baden waren. Bzw. eher damit beschäftigt, in der 30 Grad warmen Plörre verschiedensten Plasteverpackungen auszuweichen, die je nach Strömung mal vorbeikamen. Azurblaues Wasser wie im Katalog muss irgendwo anders sein. Auch ansonsten haben die Albaner in den letzten Jahren ihr Bestes getan, ihren Teil der Mittelmeerküste möglichst effizient mit hässlichen Touribunkern und „Beachbars“ vollzubauen – man könnte denken, Benidorm in Spanien war nicht bekannt. „Baut, und sie werden kommen“ – oder so.

Der Sonnenuntergang ist trotzdem Sundowner-würdig.

Natürlich übertreibe ich hier ein bissl (aber nicht maßlos) und so muss man nur ein wenig suchen, um auch an der Küste einige schöne Stellen zu finden. Zumindest im Norden. Keine Ahnung was in der Gegend von Vlore bis Sarandre zu finden ist, in der Hauptsaison aber bestimmt ein kleiner Menschenauflauf.

Zurück zum nördlichen Teil und ein paar entspannten Tagen an der Lagune Patokut. Frische Shrimps und Fische essen, durch die Gegend paddeln und den großen Netzen beim Fischefangen zugucken. Könnte schlimmer sein.

Ganz geil ist auch die Art und Weise, wie diese Netze teilweise eingeholt werden. Anstatt einen simplen Motor dafür zu nutzen oder das gar händisch zu machen, werden alte, aussortierte Autos genutzt. Warum nur einen Motor, wenn man ein ganzes Auto haben kann?

Nach ein paar Tagen mussten wir uns dann aber doch mal um unser Auto kümmern, denn irgendwo in Montenegro hat es uns eine Blattfeder zerlegt, die jetzt mal neu musste, bevor es in die Berge ging. Das wurde natürlich unter Beachtung aller geltenden Arbeitsschutzregeln gemacht.

Und nun, Berge! Aufgrund des zu erwartenden menschlichen Rumgeschiebes an den südlichen Stränden Albaniens, haben wir uns gedacht, Strände kommen in Griechenland auf jeden Fall, also fahren wir jetzt gen Osten in die Berge.

Eigentlich muss ich da auch nicht viel zu schreiben, schaut euch einfach die Bilder an.

Wir haben auf unserem Weg in den Süden natürlich nur einen Teil dessen angerissen, was in der Gegend möglich ist, aber zwischen feinsten Schotterpisten, Wanderrouten und Schluchten hat die Ecke von Albanien so einiges zu bieten.

Mercedes

Wie Eingangs erwähnt, ist in Albanien das Mercedesfahren auch ganz oben angesiedelt. Die Dichte an Mercedes Limousinen und anderen doch recht hochpreisigen Autos ist absolut faszinierend, vor allem wenn man bedenkt, dass das offizielle Durchschnittseinkommen bei 620 Euro liegt. Inoffiziell scheint hier einiges zu gehen…

Und dann gibt es natürlich noch die richtig dicken Karren:

Ähnlich wie in Marokko und anderen Westafrikanischen Ländern werden hier die Mercedes T1 noch ordentlich genutzt. Ist doch auch schön.

Und sonst ?

Ich würde mich ja gerne über irgendwas beschweren, aber es ist wirklich schwierig, auf der bisherigen Route irgendwas zu finden. Essen gut (Cevappen!), Landschaft gut, Leute gut, Schnaps (Raki und Brandy) gut. Den Google Maps Eintrag für irgend eine Route konnte ich nicht nachvollziehen (na gut, bei 40 Grad scheint der Asphalt hier ein wenig zu schmelzen), ist aber doch recht lustig:

Von daher: Fahrt hin, guckt es euch an und lasst euch ins Maul des Autos scheißen. Oder auch nicht. Dann aber wenigstens noch ein paar Bilder.

Ach, eine kleine Anekdote gibts noch:

Jedes Jahr im August ist auf und am Berg Tomorri (Foto unten) richtig was los. Erst kommen die Christen, um der Jungfrau Maria zu huldigen und ein paar Tage später die Bektaschi – ein albanischer Sufiorden – um demjenigen zu huldigen, der angeblich in dem kleinen Mausoleum auf der Spitze des Berges liegt.

Und um richtig zu huldigen, werden am Berg zum Bektaschi-Festival unzählige Schafe geschlachtet und verspeist. So weit so gut – und schade, dass wir vorher da waren.

Schafschlachtungen gab es aber trotzdem. Während wir oben auf dem Berg waren, spielte sich bestimmt vier mal das gleiche Ritual ab: Leute kommen den Berg hoch mit mindestens einem lebenden Schaf, äußerst fragwürdig zusammengeschnürt, welches dann auf der Wiese hinter dem Mausoleum geschlachtet wird. Anschließend erfolgt die Zerlegung des Tiers am eigens dafür errichteten Galgen. Danach wird alles eingepackt und es geht wieder nach Hause. Das Schaf schmeckt nun doppelt so gut.

Sieht man auch nicht alle Tage.

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