Angola II – Vom Regen in den Wasserfall

Angola II – Vom Regen in den Wasserfall

18.09.2019 – 08.10.2019

Diesmal: Achsbruch, Scherereien mit dem Dorfchef und das umwerfende Angola

Na das war ja ein top Einstieg in Angola. Geschichten aus dem Reiseführer. Ich würde ja gerne schreiben, dass es nach dem Erlebten entspannt weiter ging, aber nix is. Es wurde zwar nicht scharf geschossen, es waren aber trotzdem wieder Kniften im Spiel. Und das nicht mal im Kongo II, den wir nach der die-Polizei-beschiesst-uns-Nummer noch zu durchfahren hatten, um in das “richtige” Angola zu kommen.

Kongo

Den ersten Kongo, also die Republik Kongo, hatten wir schon durchquert, danach ging es nach Cabinda (Angola) und, um von dort in den Rest von Angola zu kommen, muss man durch die Demokratische Republik Kongo – Kongo zwei (Zum Grenzartikel). Der böse Kongo, der Ebola-Kongo, der Kriegskongo, der Heart-of-Darkness-Kongo…

Keine Ahnung wie es im Rest dieses riesigen Landes aussieht, aber der westliche Zipfel dieses Kongos war dann doch sehr entspannt. So fern entspannen halt in Westafrika möglich ist: Allgemeines Rum- und Angeschreie, grassierende Ignoranz und Dummheit sind wieder allerorts vorzufinden. Beispiel? Man würde ja denken, dass es relativ einfach ist, die Anzahl an Personen in einem Auto zu bestimmen, um dann auf einer Tafel die Gebühr für eine Brücke abzulesen. Nein. Es muss erst wieder in Straße-blockieren und diskutieren ausarten. Man kennt es. Es nervt. Man schreit mit. Es gibt Fisch mit Maniok.

Angola

Dann Angola. Der große Teil. Ich zitiere mal meine Notizen: “So viel Dummheit, das kannste dir gar nicht ausdenken. Der nächste der rumschreit wird geboxt”. “Och, das kann man doch so nicht sagen” höre ich es wieder im Internet schallen. Doch kann man. Schreit ihr doch mal wildfremde Personen an einer x-beliebigen Kreuzung in eurer Stadt an. Zusammenhangloses anschreien, nicht ansprechen. Und dann aber auch nur die, mit ner anderen Hautfarbe. Mal sehen was passiert. Also immer noch nicht das gelobte Land. Ne, beim besten Willen nicht. Der Norden könnte so oder so ähnlich auch Copy+Paste aus jedem x-beliebigen westafrikanischen Land stammen. Gleiche Bauweise der Lehmhütten, gleiche Mentalität, gleiche Unfähigkeit, gleiches Essen. Ein Traum in Braun und Grün. Aber wir haben ja ein Ziel: die Strände im Norden in Richtung Luanda! Die sollen wohl richtig schön sein. Und einsam. Aber erstmal irgendwo im Busch pennen.

Morgens um Fünf klopfts am Fenster. Allgemeines Rumgeschreie auf portugiesisch setzt ein. Von ausserhalb des Autos und von innen. Ich greife zur Machete. Tür auf, steht da wieder so n Halbstarker, ebenfalls mit Machete. Bom Dia Angola.

Ich kürz die Story mal ab. Der Typ schien sehr verwundert, uns dort im Busch stehend zu finden, in so nem großen Auto. Das Konzept von Touristen gibts hier wohl nicht. Dafür die Möglichkeit, dass noch Zwölf andere im Auto sind, die jetzt hier die Felder klauen wollen. Das muss also geklärt werden. Altes Spiel: “wir sind Touristen, nur zu zweit, hier guck ins Auto, hier guck die deutschen Pässe an”. Du siehst, wie er sich anstrengt und wie im Kopf gar nichts passiert. Dann legen wir ihm nahe, wegzugehen und uns in Ruhe zu lassen (lustig, dass das immer mit die ersten Sätze sind, die wir in ner anderen Sprache anwenden müssen). Irgendwie hat er das falsch verstanden und fing stattdessen an, eine Straßensperre aus Ästen und Bäumen zu bauen und murmelte irgendwas von Polizei. Die kam natürlich nicht, die nächste Stadt ist ja schließlich 80 Kilometer weg. Stattdessen kam irgendwer anderes mit nem feinem Gewehr, angeblich der Dorfchef. Frag mich nicht was für ein Dorf, aber so ist das halt. Wir dem neuen Typen wieder alles erklärt. Der hats auch verstanden, war aber weiterhin skeptisch, was nun zu tun sei. Zwischendurch wurde immer mal wieder auf das nicht-Angolanische Nummernschild gezeigt, auf unsere Haut und auf die nicht ganz so geschliffenen Portugiesisch-Kenntnisse verwiesen. Aber die waren bei der Gegenseite auch nicht wirklich gegeben. Wie auch die Fähigkeit, eigenständig eine Entscheidung zu treffen. Alles muss an die nächsthöhere Instanz verwiesen werden. Also doch wieder Polizei. Spoiler: die hatte natürlich nix zu beanstanden. Bis zu der zu kommen, dauerte es aber eine Weile, denn uns ist tags zuvor eine Achswelle der Hinterachse gebrochen. Für die nicht-Technikinteressierten: nicht so gut. Ziemlich ungünstig sogar. Wir haben das dann fachmännisch am Straßenrand soweit gebastelt, dass wir mit dem Frontantrieb aus der Allradzuschaltung einigermaßen vorwärts kamen. Kaputte Achswelle rausgeklopft, andere Achswelle auch rausgezogen, Kardanwelle nach hinten abmontiert, und damit die gesamte Hinterachse aus dem Antrieb genommen. Damit hatten sich dann aber leider diese schönen Nordstrände erledigt, denn wir mussten schnurstracks (mit maximal 40km/h) in die Hauptstadt. Aber vorneweg, Angola hat zum Glück noch einiges mehr zu bieten.

Dann also Luanda. Auto wurde auf dem Yachthafenparkplaz wieder auf Vordermann gebracht. Mercedesversorgungsnetz außerhalb von Deutschland weiterhin nutzlos. Aber der beste Mechaniker Afrikas (endlich!!) kannte alle Gebrauchtautoteile-Ecken der Stadt und hat irgendwie ne Achswelle aufm Markt gefunden, die tatsächlich gepasst hat und ich weiß bis heute nicht, wo die eigentlich her kam.

Ansonsten ist Luanda schon ne ganz geile Stadt. Außenrum gut afrikanischer Hüttenbau aus was halt gerade da war, Innenstadt von Hochhäusern und Schlipsträgern geprägt und wer was auf sich hält, wohnt auf der Ilha, der Halbinsel vor Luanda. So wie wir. Und dann erst die Umgebung! Berge, Strände, Meer! Was willste mehr? Ab Luanda wird Angola entdeckungswürdig.

Der erste Trip mit gefixter Karre ging zu den zweit längsten, höchten, breitetsten Wasserfällen Afrikas. Was auch immer da genau verglichen und berechnet wird, aber irgendwie muss es ja immer das “irgendwas von irgendwas” sein. Und äh, Geheimtipp steht immer dabei. Naja, so würde ich das nicht beschreiben, aber die Kalandula-Fälle sind trotzdem absolut grandios. Und n super Platz, um unsere insgesamt achte Malaria zu kurieren.

Kalandula – wesentlich besser als jedes Hotelbett zum Malaria kurieren.

Aber die Gegend hatte noch mehr zu bieten. Nach erfolgter Genesung ging es weiter zu den Pedras Negras. Eine Ansammlung von riesigen schwarzen Felsen, die aussehen wie Findlinge. Und das in einer Landschaft, die sich sonst nur durch ihre Flachheit und ihren Reichtum an Sträuchern herausstellt. Echt geiler Ort, geile Sonnenuntergänge, krasse Gewitter, Affengebrüll, Natur und Grün soweit das Auge blickt UND: keine Menschen – wir bleiben mehrere Tage!

Mehr Bilder gibts hier. Unsere Route könnt ihr hier nachvollziehen. Für Informationen zum Grenzübergang und zum Visum für Kongo(DRC) hier lang.

2 Gedanken zu „Angola II – Vom Regen in den Wasserfall

  1. Na, da bin ich ja mal gespannt, wie ihr nach Angola das “restliche” Afrika findet. Namibia, Botswana und Südafrika. Tiefenentspannung, weil es sich endlich gefahrlos und ohne irgendwelchen Heckmeck gemütlich reisen lässt. Landschaft, Leute und Tiere toll oder laaangweilig und hier und da europäisch, weil keiner mehr bestechlich ist, niemand nervt und einfach nur jeden Tag die Sonne scheint. Nehmt euch auf alle Fälle für NAM mal 4-6 Wochen Zeit. Tipps hätte ich genug.
    Viel Spaß noch
    greenlandy.com

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